E-Mail: Passwort:
Sind Sie schon Registriert? Haben Ihr Passwort vergessen?

Wädi Online

Internet für Wädenswil


Ein Talent des klassischen Gesangs aus der Region!


Das Wunderkind wird erwachsen: Äneas Humm

Äneas Humm, das ehemalige Wunderkind, startet durch in Bremen. Wir trafen ihn gerade noch rechtzeitig, bevor er nach New York flog.


Hallo Äneas. Erzähl uns doch kurz, wer du bist.

Mein Name ist Äneas Humm, inzwischen 19 Jahre alt. Ich bin ein internationaler Opern- und Konzertsänger. Momentan bin ich jedoch eher im Konzertgesang als in der Oper tätig. Aufgewachsen bin ich in Richterswil und Wädenswil, heute wohne ich in Wädi.


Du wurdest einst als Wunderkind gefeiert, wie ging es weiter mit dir?

Ich wurde von verschiedenen Seiten gefördert, beispielsweise durch Unterricht bei international bekannten Künstlern oder durch ein dreijähriges Studium in Feldkirch am Landeskonservatorium für Vorarlberg unter Prof. Dora Kutschi-Doceva und zurzeit an der Hochschule für Künste in Bremen. Auch hatte ich viele Auftritte in den vergangenen Jahren, so konnte ich viel Erfahrung sammeln.


Wieso Bremen? Wo lebst du da? Wie hast du es mit deinen Freunden?

In Bremen werde ich von zwei wunderbaren Professoren unterrichtet. Eine dieser Personen ist Frau Krisztina Laki. Ich hatte die Möglichkeit bei ihr vorzusingen. Sie war hin und weg und hat mir erklärt, dass sie bislang noch kein Talent meiner Grösse gesehen habe unter ihren Hunderten von Schülern. Für mich war dies natürlich sehr schmeichelnd, von einer solchen Persönlichkeit derart gelobt zu werden; und es war eine Bestätigung für mich, dass ich den richtigen Weg gewählt habe. Frau Laki hat mir dann einen Studienplatz meiner Wahl angeboten, welche sie nur fünf Mal jedes Jahr vergibt. Natürlich habe ich dankend angenommen und sie hat in den letzten Jahren intensiv mit mir zusammen gearbeitet und mich positiv beeinflusst. Mit der Zeit wurde sie von einer Pädagogin zu einer sehr guten Freundin. Mein anderer Professor ist Herr Thomas Mohr. Auch er ist eine grosse Bereicherung für mich.


In Bremen lebe ich in einer 2-Zimmerwohnung, momentan noch ein wenig ausserhalb des Zentrums; jedoch werde ich demnächst ins Zentrum direkt neben das Theater ziehen, so spare ich mir viel Zeit und kann zudem am Morgen noch eine halbe Stunde länger schlafen.


Mit meinen Freunden habe ich immer noch Kontakt. Heutzutage gibt es ja moderne Kommunikationsmittel im Internet, beispielsweise Facebook und WhatsApp.

Ich bin auch sonst viel unterwegs und fliege viel herum. Dadurch kann es sein, dass ich mal einen Monat im Studium fehle, was aber kein grosses Problem für mich ist. Es ist zudem ein umso schöneres Gefühl, wenn man eine Person, die man lange nicht mehr gesehen hat, wieder trifft und es nach dem Wiedersehen viel aufzuholen gibt. Die richtigen Leute bleiben Freunde, auch wenn man eine Weile weg war.

Was ich jedoch erwähnen muss, ist: Das Leben als Sänger allgemein ist ein mönchisches Leben. Man ist viel alleine unterwegs, übt viel und bereist die Welt, da gibt es nicht viel Platz für Beständiges ausser der Musik.


Was interessiert dich am Klassischen Gesang?

Musik, im Speziellen der Gesang, ist etwas, das seit der Kindheit für mich von Bedeutung ist.

Früher als Kleinkind konnte man mich innert kürzester Zeit ruhig stellen, indem man mir Musik vorspielte. Was aber viel entscheidender ist: Ich bin ein Mensch, der gerne die Dinge verfolgt, in denen er gut ist. Zuerst war das Ganze noch einfacher, da ich als Knabenstimme im Chor sang. Als ich aufs Musikgymnasium gekommen bin, habe ich gemerkt, dass das Ganze doch ernster ist. So habe ich festgestellt, dass Musik für mich Sinn macht, da ich eine gewisse Begabung besitze und diese gerne ausübe.

Durch die Förderung von Frau Laki konnte ich Meisterklassen besuchen. Das sind Projekte, in denen man jeweils so lange wie möglich ein Stück übt und anschliessend praktisch in einem Konzert umsetzt. Daraufhin erhält man ein Diplom. Dadurch dass meine Fertigkeiten immer gefördert wurden, bin ich auch vollständig in der Musik aufgegangen.


War für dich immer klar, dass du ein Sänger wirst?

Dies war nicht von Anfang an klar. Zuerst wollte ich eine Lehrstelle als Fachmann Gesundheit antreten und hätte diese auch erhalten damals. Ich habe dann doch für das Musikgymnasium abgelehnt. Meine Eltern haben mich bei meiner Entscheidung unterstützt.


Letztes Jahr hast du von der Tenor- zur Baritonstimme gewechselt. Wie vollzieht sich so eine Umstellung?

Die Umstellung ist teilweise von mir aus gegangen, weil ich selbst gerne Gesänge in der Baritonstimmlage höre und gemerkt habe, dass dies etwas für mich sein kann. Dies obwohl viele Menschen den Tenor in mir gesehen haben.

Vor eineinhalb Jahren habe ich mich dann dazu entschieden zum Bariton zu wechseln, unter anderem auch weil mein Körper sich verändert hat und ich den Stimmbruch bekommen habe.

Bariton unterscheidet sich vom Tenor in der Stimmlage: Bariton liegt etwas tiefer als Tenor und höher als der Bass. Man kann dadurch etwas Individuelles schaffen.


Wo trittst du so auf? Wo kann man dich erleben?

Uff, ich bin ziemlich international unterwegs, da gibt es einige Daten und Orte: Das nächste Jahr werde ich beispielsweise viel in den USA unterwegs sein. Zudem werde ich nächstes Jahr das Kunstlied-Festival Zürisee eröffnen, worauf ich mich sehr freue. Dann werde ich Februar 2015 im Opernhaus Vaduz noch eine Operette singen und zwar den "Zigeunerbaron" von J. Strauss und natürlich werde ich auch in Deutschland unterwegs sein. Am 8. September trete ich in Zürich zu einem Liederabend auf.

Wie man sieht, fliege ich viel herum. Das kann sehr anstrengend sein, aber auch lustig. So kann es sein, dass ich teilweise für ein Lunch-Konzert am Mittag hinfliege und am Abend wieder zurück, so sieht man zwar viel, ist aber auch ständig in Bewegung. Die Zeit im Flugzeug nutze ich für mich, es ist die einzige Zeit, in der ich nichts tun kann bzw. einfach ruhig sein muss.

Übrigens: Einmal wollte ich auf der Flugzeugtoilette Gesangsübungen machen. Als ich anfing, klopfte es sogleich an der Türe und draussen standen Leute, die besorgt fragten, ob alles in Ordnung sei (lacht). Das war ganz witzig. Seit dem lass ich es während dem Flug bleiben.


Du hast letztes Jahr an einem Benefiz-Konzert teilgenommen. Gefallen dir solche Wohltätigkeitsveranstaltungen?

Ja natürlich, ich mache immer gerne etwas für einen guten Zweck. Leider lassen meine körperliche Verfassung und mein Training es nicht immer zu, dass ich alle Angebote annehmen kann. Erst kürzlich musste ich ein solches Benefizkonzert in St. Gallen absagen, da ich zu viel zu tun hatte und meine Stimme ab und an auch Ruhe braucht.


Welche Produktion hat dir am meisten Freude bereitet?

Da gibt es mehrere zu erwähnen, zwei im Speziellen. Zum einen wäre da das Aufführen des Stücks "Kommilitonen Young Blood" im Bremerhaven Stadttheater, welches eine Moderne Oper ist. Ich hatte 2 Rollen mit 20-30 Seiten zu lernen. Es war wunderbar und ich hätte das Stück sonst nicht singen können. Des weiteren gefiel mir "Häuptling Abendwind", in welchem ich meine erste Hauptrolle hatte. Das hat mir sehr viel Spass bereitet und war natürlich auch eine wunderbare Erfahrung.


Im September hast du ja bereits wieder einen Auftritt in Zürich. Was macht dir mehr Spass, vor heimischen Publikum aufzutreten oder im Ausland?

Es macht immer Freude aufzutreten, es ist übrigens meistens jemand dabei wenn ich auswärts auftrete. Es gibt da eine Gruppe von ca. 10 Leuten, Freunde und Familie, die mich für meine Auslandsauftritte begleiten (natürlich nur wenn der Weg nicht zu weit ist). Ein Stück Heimat ist also immer dabei. Mit der Zeit geht zwar das "Spezielle" an einem Auftritt verloren, aber ich glaube das ist normal wenn man zur Professionalität übergeht.

Was ich aber an dieser Stelle gerne erwähnen würde ist, dass ich zuletzt mit Hilfe der katholischen Kirche einen Liederabend in Wädenswil veranstalten konnte. Anstatt der erwarteten 80 Leute kamen 350 und der Raum war überfüllt. Mich hat das grosse Interesse von Herzen gefreut. – Sobald nur eine Person zufrieden nach Hause geht oder es ihr gefallen hat, habe ich meinen Job richtig gemacht.


Was sind deine weiteren Ziele? Wo zieht es dich hin? Wo siehst du dich in 5 Jahren?

Hmm... (überlegt)

In 5 Jahren kann ich hoffentlich immer noch arbeiten und habe eine gute Stimme. Ausserdem will ich mir treu bleiben und mich nicht übernehmen. Ich wünsche mir eine Menge guter Anfragen, jedoch will ich bescheiden bleiben.


Wer sind deine musikalischen Vorbilder?

Meine Inspiration hole ich mir von verschiedensten Musikern, nicht nur Sängern.

Früher habe ich noch Geige gespielt, unter anderem deswegen bewundere ich die Geigerin Anne-Sophie Mutter. Natürlich auch meine Lehrer und Lehrerinnen. Vor allem Frau Krisztina Laki hat mich nicht nur musikalisch, sondern auch menschlich inspiriert.


Mit welchem Künstler würdest du gerne Zusammenarbeiten?

Sehr gerne würde ich mit Edita Gruberovà arbeiten. Sie ist eine der grössten Sopranistinnen und Sängerinnen unserer Zeit. Meine Lehrer haben mit ihr gesungen, es wäre wunderbar dies auch erleben zu können; es wird jedoch schwer zu bewerkstelligen sein.

Ein weiteres Ziel was ich mir noch vorstellen kann ist, dass ich mal im Opernhaus in Zürich singe. Es wäre eine Art Heimspiel und Rückkehr zu den Wurzeln.


Hast du noch weitere Hobbys?

Nein, die Musik füllt mich vollends aus. Auch muss ich immer drauf achten was ich ausserhalb der Musik mache, da dies sonst mein Schaffen beeinflusst. Wenn ich beispielsweise mit meinen Freunden einen Abend feiere und laut bin, brauche ich danach einen Ruhetag um die Stimme zu schonen. Wie gesagt, das Leben als Bariton ist wie ein Nonnenleben.

Mein Hobby ist eigentlich die Zeit, in welcher ich im Alltag lebe. Das heisst, wenn ich unterwegs bin, etwas einkaufen gehe oder Ruhe habe. Mir fehlt einfach die Zeit für andere Dinge.


Welche deiner Fangemeinden ist grösser: die weibliche oder die männliche?

Es ist etwa ausgeglichen. Die Männer sehen mich jedoch klar eher als Konkurrenz (lacht).

Ich bekomme auch Liebesbriefe oder allgemeine Dankesschreiben was mich immer freut. Ich versuche sie auch zu beantworten aber leider habe ich nicht immer genügend Zeit dafür.


Was verbindet dich mit Wädi?

Wädi ist meine Heimat, mein Elternhaus ist dort und ich bin an diesem Ort aufgewachsen.

Geboren wurde ich zwar in Richterswil, aber in Wädenswil kenne ich mich aus. Hier ist meine Familie, meine Freunde, mein Zuhause.


Wenn ich kein Musiker geworden wäre, wäre ich heute ziemlich sicher...

Hmm... (überlegt) Schwierig festzustellen, genau kann ich das nicht sagen.

Wenn ich nicht singen würde, würde ich heute eventuell Geiger sein, aber da es um eine Profession ausserhalb der Musik geht ... (überlegt). Ich habe mir mal überlegt, dass es sicher interessant wäre, einen Tag als Flight Attendant zu verbringen. Da sieht man immer Neues und kommt herum.


Mich bringt aus der Fassung, ...

... wenn etwas überhaupt nicht so läuft wie geplant. Ich ärgere mich nicht über kleine Verspätungen, aber wenn eine Aufführung beispielsweise krass viel später anfängt als vorgesehen, dann bringt mich das schon aus der Fassung.


Ich kann nicht verzichten auf ...

... jamón serrano. Überall wo ich hingehe kaufe ich Serrano-Schinken ein, ich kann nicht sein ohne!


Das wollte ich schon immer mal sagen. Meine Message an Wädi:

Schönheit und Kunst sind keine Luxusgüter, sondern der Kern aller wahren Kultur. Wir leben hier in dem Teil der Welt, in dem die meiste grosse Klassische Musik geschaffen wurde. Man muss zu diesem Erbe Sorge tragen und nicht die Ausgaben kürzen, sondern in die Klassische Musik investieren. Es ist mir ein Anliegen, dass viele Menschen mit Klassik in Berührung kommen. Wädenswil liegt so schön am Zürichsee und man könnte genau an so lch einem Ort vieles mit Klassischer Musik auf die Beine stellen, sprich: in die Schulen gehen und den Kindern vorsingen. Ich bin bereit, Konzerte für die Schulen zu machen, um die Pracht dieser Kunstform an die nächste Generation weiterzugeben. Schliesslich ist sie der Kern der heutigen Musikkultur, welche ich ja auch nicht verachte. Nur gilt hier dasselbe wie in der Literatur(-geschichte): Mickey Mouse ersetzt ja auch nicht Shakespeare!



Autor: Ken Kälin
Datum: 28.07.2014 14:00 Uhr
Letzte Änderung: 02.03.2015 14:25 Uhr

Anzeige


Copyright © 2012 - 2024 waedi.ch, abc4IT GmbH, Instruct AG - Impressum