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30 Jahre Theater Ticino – mit Ueli Burkhardt


U. Burkhardt, Leiter des Theaters Ticino

Das Theater Ticino feiert in der aktuellen Saison (2015/16) sein 30-jähriges Bestehen. Die stürmischen ersten Jahre wurden 1994 im "Jahrbuch der Stadt Wädenswil" beschrieben und mit interessanten Schwarzweissfotos illustriert. Lassen wir also mit Ueli Burkhardt einen zu Wort kommen, der schon in der ersten Stunde dabei war und noch heute das Theater Ticino leitet.

Bereits vom 17. bis 21. Juni brachten Sie als Auftakt eine Eigenproduktion von und mit Gottfried Breitfuss. Was haben Sie sonst noch fürs Jubiläum geplant?

Die ganze Saison 2015/16 steht im Zeichen des Jubiläums. Besonders freut es mich, dass "Die Wiederkäuer" mit Wolfram Berger, Jürg Kienberger und Ueli Jäggi nach 25 Jahren samt ihrer schrägen Revue – etwas aufgefrischt – wieder nach Wädenswil kommen werden.
Am 6. Dezember findet in der reformierten Kirche ein grosser Jubiläumsanlass statt: ein Konzert mit der wunderbaren Barock-Sopranistin Nuria Rial – ein Weltstar ihres Fachs – und mit dem Barockensemble "Die Freitagsakademie" aus Bern. Das Theater Ticino wird beschenkt mit einer Laudatio von Daniel Fueter.

Wie ist es überhaupt zu dieser Kleinkunst-Perle im Raum Wädenswil gekommen und wie hat sie sich entwickelt?

Die Anfänge des Theaters haben mit den kulturpolitischen Unruhen rund um die Zürcher Opernhauskrawalle (am 30. Mai 1980) und der daraus entstandenen Jugendbewegung zu tun.
Mein Bruder Martin und ich waren kulturell sehr interessiert und gleichzeitig fasziniert vom Live-Erlebnis, das eine Bühne bietet. Wir wollten und schafften uns diesen Freiraum: Am 27. September 1985 eröffneten wir die erste Saison mit einem Eröffnungsball.
Mit der Zeit professionalisierte sich der Betrieb mehr und mehr, so dass ich heute dafür und davon lebe. Martins Fähigkeiten als Licht- und Tontechniker sind sehr gefragt für Produktionen auch ausserhalb des Ticinos.

Mit welchen Partnern arbeiten Sie zusammen?
Ausser dem Musikfestival "Pâqu'son" (jeweils zu Ostern, verantwortlich Ulrich Schuwey) gibt es auf der künstlerischen Ebene keine direkten Partnerschaften. Die beschränkte Bühnengrösse lässt auch nicht die ganze Breite des Theaterspektrums zu, aber immerhin gilt: Der Verein Wadin Jazz organisiert alle seine Konzerte bei uns und die Lesegesellschaft Wädenswil ist immer mal wieder bei uns zu Gast.

Auch hier – wie schon bei den Filmnächten – die Frage: Wie ist das Verhältnis zwischen Aufwand und Ertrag?
Kurz gesagt macht die Leidenschaft das Defizit wieder wett. Wir werden von der Stadt Wädenswil erträglich und vom Kanton Zürich aufmerksam unterstützt. Unsere Theaterbeiz und vor allem der Förderverein Theater Ticino sind neben den Eintritten die zusätzlichen Stützen des Theaters. So entsteht ein Gesamtbudget aus den Bereichen Theater, Filmnächte und Gastrobetrieb. Wunderbar ist, dass ein Team von 10–15 Leuten seit Jahren gratis mitarbeitet. Ohne diese Freiwilligenarbeit könnte das Ticino nicht bestehen.
Aber es ist schon so, dass man heute kein Theater machen muss, will man wirklich Geld verdienen: Es geht viel mehr um Selbstbestimmung und Leidenschaft für die Bühne.

Wie setzt sich Ihr Publikum zusammen?
Die Stammgäste stellen schätzungsweise 30 bis 40 Prozent des Publikums. Andere Besucher interessieren sich eher für spezifische Programme oder bestimmte Künstlerinnen und Künstler; das Jazzpublikum wiederum ist ein anderes als das Theaterpublikum.

Ich habe bereits gesehen, dass Sie manche ausländische Akteure, die gerade in der Schweiz auftreten, auch ins Theater Ticino bringen, andere nicht. Gibt es da Auswahlkriterien?
Also ich unterscheide nicht zwischen Ausländern und Einheimischen, sondern suche die künstlerische Qualität. Dabei ist mir die Story wichtig und auch die Art, wie sie künstlerisch umgesetzt wird. Und nach all den Jahren unseres Bestehens gehören dazu auch einfach ein paar Freunde, die regelmässig im Theater Ticino auftreten.
Zum Thema Ausländer kann ich nur sagen, dass bezüglich der Engagements ein Wandel stattgefunden hat, weil die Reisekosten in den letzten Jahrzehnten rapide gesunken sind: Heute kann man ausländische Acts auch exklusiv einladen, wo man früher auf die Kooperation mit anderen Bühnen angewiesen war.

Nun, da Sie uns schon so viel übers Ticino und früher schon über die Filmnächte in der Rosenmatt erzählt haben, erlauben Sie mir noch drei Fragen zu Ihrer Person:
Was verbindet Sie mit Wädenswil?

Ich bin hier geboren und zusammen mit fünf Geschwistern aufgewachsen. Mein Leben ist hier verwurzelt. Es freut mich deshalb, der Stadt immer wieder neue Impulse zu verleihen und zur kulturellen Lebendigkeit beizutragen.

Welches ist Ihr ursprünglicher Beruf und was arbeiten Sie heute?
Ich machte eine kaufmännische Lehre. Später absolvierte ich eine Schauspielerausbildung in Wien. Heute arbeite ich vollumfänglich fürs Theater Ticino.

Zum Schluss: Was möchten Sie gerne einmal allen mitteilen?
(Lacht zuerst, sagt aber dann doch:) Werdet tolerant und bleibt neugierig.

Herzlichen Dank für Ihre Teilnahme am Interview. Ich wünsche Ihnen weiterhin viel Erfolg mit dem Theater Ticino.



Autor: Dani Rüegg
Datum: 27.07.2015 14:00 Uhr
Letzte Änderung: 15.09.2015 10:48 Uhr

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